Vor 400 Jahren: Ekelhafte Rezeptur einer Gastwirtin aus Labiau

Bierbrauer bei der Arbeit

Über eine besonders abscheuliche Art, ein auch noch heute unter Erwachsenen in höchstem Ansehen stehendes Getränk zu verfeinern, berichtet Wilhelm Sahm in der 1942 erschienenen Geschichte der Stadt Labiau. Leider liegt uns das Original des Werks nicht vor, so dass wir aus der Buchbesprechung von Carl Schulz („Wilhelm Sahm : Geschichte der Stadt Labiau, Labiau 1942“ erschienen in „Altpreußische Geschlechterkunde“ des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, 16. und 17 Jahrgang 1942 und 1943, Königsberg 1943, Seiten 124 f.) zitieren.

Schulz berichtet aus dem Werk von Wilhelm Sahm, dieser „peinlich genau arbeitende Verfasser“ dieser Stadtgeschichte Labiaus habe darin auch über „Gestalten“ berichtet, „die auch in einem Abschnitt mit dem Titel „Henker, Frauen und Soldaten" ihren Platz haben könnten. Er erwähnt in diesem Zusammenhang die Königsberger Scharfrichter, „hauptsächlich die Mitglieder der Familie Growert, bekannt durch den ersten Königsberger Scharfrichter Gottfried Growert“, die in Labiau „öfters beruflich zu tun gehabt“ hätten.

Solcherart in grauenhafte Vergangenheit eintauchend, zitiert Schulz ein Kapitel von Labiaus Stadtgeschichte, das noch heute geeignet ist, uns den Appetit zu verderben, insbesondere den auf auf ein frisch gezapftes Glas Bier:

„Von den Frauen hat die Ehegattin des Krügers Hans Dietzkau (Ditschkau , Deutschkau) dafür gesorgt, daß ihrer nach Verlauf von mehr als drei Jahrhunderten gedacht wird. Diese Wirtin wundermild legte, „damit das Schankwerk sich mehre“, Finger Hingerichteter in ihr Bier und war wegen Ersatzbeschaffung in arge Verlegenheit geraten. Die durch das Versprechen eines Rockes geköderte Hausgehilfin schleppte diensteifrig gleich einen ganzen Schenkel vom Hochgericht herbei. Für diesen weiblichen Barmixer legte dann noch, man staune, der Amtshauptmann Fürbitte ein auf Betreiben „guter Leute", doch sicherlich der mitfühlenden Stammgäste.“

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