Die Kaschuben

Friedhof in der Kaschubei

Friedhof in der Kaschubei

Die Kaschuben (polnisch: Kaszubi, kaschubisch: Kaszëbi) sind ein westslawisches Volk, das im Norden und Nordwesten Westpreußens und im Osten Hinterpommerns bzw. heute in der Woiwodschaft Pomorze lebt. Die Grenzen der Kaschubei (auch: Kaschubien) sind nicht politischer Natur, sondern sie werden durch das Siedlungsgebiet der Kaschuben bestimmt. Das Gebiet reichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Ostsee über Putzig und Neustadt/Westpr. über Karthaus und Berent bis nach Konitz. Die Kaschuben in Hinterpommern wohnten vor allem in den Kreisen Stolp und Bütow und wurden „Slovinzen“ genannt.

Seit dem frühen Mittelalter siedelten die slawischen Pomoranen an der südlichen Ostseeküste. 1294 starb das pommerellische Herzogsgeschlecht der Samboriden aus, 1309 fiel das Gebiet der Kaschubei an den Deutschen Orden. Von 1466 bis 1772 war es Teil des „Königlichen Preußen“ (auch: Polnisch-Preußen), von 1772 bis 1920 bildete es den nördlichen und westlichen Teil der Provinz Westpreußen im Königreich Preußen. Mit Einführung der Reformation setzte sich bei den Slovinzen in Hinterpommern der Protestantismus durch, während die Kaschuben im Königlichen Preußen katholisch blieben. Die Kaschuben unterlagen deutschen und polnischen Akkulturations- und Assimilationsprozessen. Dennoch konnten sie ihre eigene Sprache und Kultur bewahren. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts trugen Intellektuelle wie der Arzt Florian Ceynowa (1817-1881) oder der Schriftsteller Hieronim Derdowski (1852–1902) zur Entwicklung einer eigenen kaschubischen Identität bei. Von 1920 bis 1939 lag das Siedlungsgebiet der Kaschuben in der polnischen Woiwodschaft „Pommern“, zwischen 1939 und 1945 versuchte NS-Gauleiter Albert Forster die Kaschuben im Reichsgau Danzig-Westpreußen durch Eintragung in die „Deutsche Volksliste“ zwangsweise zu germanisieren. Daher mussten viele Kaschuben Dienst in der Wehrmacht leisten. Seit 1999 liegt das gesamte heutige Siedlungsgebiet der Kaschuben in der Woiwodschaft Pomorze. Ein bekannter Kaschube der Gegenwart ist der frühere polnische Ministerpräsident und EU-Ratspräsident Donald Tusk (*1957 in Danzig).

Literaturhinweise:

Józef Borzyszkowski, Dietmar Albrecht (Hg.): Kaschubisch-pommersche Heimat. Geschichte und Gegenwart / Pomorze – mała ojczyzna Kaszubów. Historia i współczesność. Gdańsk, Lübeck 2000

Miłosława Borzyszkowska-Szewczyk, Christian Pletzing (Hg.): Jüdische Spuren in der Kaschubei. Ein Reisehandbuch / Śladami żydowskimi po Kaszubach. Przewodnik. Gdańsk, Lübeck 2010

Bernhard Lauer, Hanna Nogossek (Hg.): Polen, Deutsche und Kaschuben. Alltag, Brauchtum und Volkskultur auf dem Gut Hochpaleschken in Westpreußen um 1900. Kassel 1997

Cezary Obracht-Prondzyński: Kaschuben heute : Kultur, Sprache, Identität. Gdańsk 2007

Weblinks:

Artikel „Kaschubei“ im Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa

Kaschubisches Institut in Danzig (polnisch)

Familienforschung in der Kaschubei und Pommerellen

(CP)

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